„Militärmedizin ist ein wachsender Markt“ – Interview mit Heike Lange, German Health Alliance (GHA)

Geopolitische Spannungen, neue Sicherheitslagen und wachsende Anforderungen an die Einsatzbereitschaft der Armeen rücken das Thema Militärmedizin stärker in den Fokus – auch und gerade für Mitglieder der GHA. Welche Chancen und Herausforderungen sich für Medizintechnikunternehmen ergeben, erläutert Heike Lange von der German Health Alliance (GHA) im Gespräch.
Frage 1: Warum gewinnt das Thema Militärmedizin an Bedeutung für die Unternehmen der Gesundheitsbranche, insbesondere die Medizintechnik?
Heike Lange:
Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre haben die internationalen Rahmenbedingungen verändert. Traditionelle Märkte wie die USA oder China sind komplizierter geworden: In den USA erschweren politische Unsicherheiten und verschärfte Regularien den Marktzugang, während in China der Druck zur Technologielokalisierung deutlich zunimmt.
Gleichzeitig wird die große Bedeutung der Bundeswehr – insbesondere auch des Sanitätsdienstes – durch die aktuellen geopolitischen Spannungen deutlich. Die Investitionen steigen teils rapide, nicht nur in Deutschland, auch innerhalb der NATO. Für die Industrie entsteht dadurch ein wachsender Markt. Und nicht zuletzt darf man nicht vergessen: Mit innovativen Produkten tragen MedTech-Unternehmen entscheidend dazu bei, die medizinische Versorgung von Soldatinnen und Soldaten zu verbessern – im Ernstfall kann das überlebenswichtig sein.
Frage 2: Was sind die Herausforderungen für Unternehmen, die Geschäfte mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr machen wollen?
Heike Lange:
Man braucht vor allem Geduld und einen langen Atem. Die Beschaffungsprozesse der Bundeswehr sind komplex, sehr formalisiert und dauern häufig mehrere Jahre. Für viele Unternehmen ist das eine echte Hürde. Wer jedoch erfolgreich ist, wird belohnt: Die Aufträge sind meist langfristig angelegt, mit einem Planungshorizont von 10 bis 20 Jahren, und die Bundeswehr ist ein verlässlicher Partner.
Frage 3: Was müssen Unternehmen beachten, wenn sie Geschäft mit internationalen Militärorganisationen machen wollen?
Heike Lange:
Das ist noch komplexer. Jedes Land, jede Organisation – ob NATO, EU oder einzelne nationale Armeen – hat oftmals eigene Vorgaben, Verfahren und Regularien. Sich hier zurechtzufinden, erfordert Erfahrung, Kontakte und viel Expertise.
Frage 4: Was tut die GHA, um ihre Mitglieder in diesem Bereich zu unterstützen?
Heike Lange:
Als GHA bieten wir unseren Mitgliedern eine Plattform, auf der sie sich untereinander vernetzen und auch mit dem Sanitätsdienst in Kontakt treten können. Hier hilft es natürlich, dass ich persönlich durch meine über 20jährige Erfahrung beim Beta Verlag genau weiß, wo die Chancen und Herausforderungen auf beiden Seiten – Sanitätsdienst und Industrie – liegen. Der direkte Austausch mit dem Sanitätsdienst ist keineswegs selbstverständlich, da die Kolleginnen und Kollegen des Sanitätsdienstes aus Compliance-Gründen oftmals vorsichtig agieren. Gleichzeitig ist ein frühzeitiger Dialog zwischen der Industrie und den Anwendern sehr wichtig, denn nur so lässt sich verhindern, dass Produkte am tatsächlichen Bedarf der Ärzte vorbeientwickelt werden. Deshalb werden wir in den kommenden Monaten weitere Formate entwickeln, um diesen Austausch gezielt zu fördern.“
