Christoffel-Blindenmission bildet im Kongo Trachom-Chirurgen aus
Bensheim. Mehr als eine Milliarde Menschen sind von den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten betroffen. Doch wie der Name verrät, ist Hilfe meist nicht verfügbar. Darauf weist die Christoffel-Blindenmission (CBM) zum Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (30. Januar) hin. Und die CBM geht mit gutem Beispiel voran: Im Kongo bildet die Organisation die ersten lokalen Ärzte aus, eine dieser Krankheiten operativ zu behandeln. Damit garantiert die CBM eine nachhaltige Verbesserung des Gesundheitssystems in dem krisengebeutelten Land und verändert Leben, wie das der 38-jährigen Mokoyo.
Noch keine 40 Jahre alt, sechs Kinder und Witwe. Zu alledem hat die Kongolesin Mokoyo seit Jahren Schmerzen an den Augen, kann immer schlechter sehen. Trachom bedroht ihre Sicht. Die bakterielle Augeninfektion zählt zu den sogenannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. Mehr als eine Milliarde Menschen sind weltweit von diesen Krankheiten betroffen und müssen behandelt werden. Mindestens eine halbe Million Menschen sterben jährlich an den Folgen. Das Trachom ist nicht tödlich für die Menschen, wohl aber für ihr Augenlicht, und es ist extrem schmerzhaft.
Im Endstadium, nach vielen Infektionen über Jahre hinweg, ist die Bindehaut vernarbt, die Wimpern drehen sich zum Auge hin und scheuern über die Hornhaut. Das bereitet Schmerzen und trübt die Sicht. Dabei lässt sich Trachom vorbeugen und auch behandeln. Die Augen regelmäßig zu waschen, schützt davor, sich anzustecken. Frühzeitig entdeckt reicht Antibiotika, um die Narbenbildung zu verhindern. Im Endstadium hilft eine Lidoperation. Mokoyo hat Trachom im Endstadium. Das bedeutet für sie, dass sie ihren Garten nicht mehr bestellen, ihre Felder mit Kaffeesträuchern nicht mehr pflegen kann und sie und ihre Kinder nichts zu essen haben. Noch vor zwei Jahren gab es für Mokoyo wenig Hoffnung. Denn in der Demokratischen Republik Kongo gab es keine Ärzte, die Trachom operieren konnten.
Neues Projekt bringt Heilung und Hoffnung
Die CBM bildete die ersten vier Ärzte im Kongo aus, damit sie die Lidoperation durchführen können. Unter den ersten Patienten befand sich auch Mokoyo. Ihre Verzweiflung war so groß, dass sie ihre Ängste und Zweifel hinunterschluckte und zu den Ärzten ging. Viele Menschen in der Gegend glauben noch, dass die verbreiteten Augenprobleme von Flüchen herrühren, und die Operation am Auge macht ihnen große Angst. Mokoyo ist mutig und wird belohnt: Heute strahlt die Frau und hackt mit viel Energie Unkraut im Garten. Die Witwe kann ihre Kinder wieder ernähren. Sie ist eine von 200 Menschen, die im Projekt bereits operiert wurden, 300 weitere folgen in den kommenden Wochen. Die CBM ist die einzige Organisation, die hier Trachom-Operationen unterstützt.
Die Arbeit im Land ist oft eine Herausforderung – die Gemeinden befinden sich häufig in unzugänglichen Gebieten, und die Kommunikation und die Logistik können schwierig sein. Hinzu kommen Konflikte und Krisen, die die Gesundheitsmaßnahmen zusätzlich erschweren. Das Trachomprogramm wurde schon drei Monate nach dem Start durch Corona ausgebremst: Reiseverbote und Materialmangel hinderten die Ärzte an der wichtigen Arbeit. Auch wenn noch immer vieles fehlt, können die Projektmitarbeiter und Ärzte seit einigen Monaten weitermachen. Unermüdlich klären sie die Bevölkerung auf, wie wichtig es ist, die Augen zu waschen. Gesundheitshelfer verteilen Salbe an Infizierte, identifizieren schwere Fälle und Ärzte operieren die, deren Infektion weiter fortgeschritten ist, so wie es bei Mokoyo der Fall war.
Seit 50 Jahren arbeitet die CBM in der Demokratischen Republik Kongo in den Bereichen Augengesundheit und Rehabilitation und verbessert so nachhaltig das Gesundheitssystem. Sie unterstützt außerdem mehrere Medikamentenkampagnen gegen andere vernachlässigte Tropenkrankheiten.