Die CBM fordert mehr Schutz für Helferinnen und Helfer in Krisengebieten
Bensheim. Die Christoffel-Blindenmission (CBM) erinnert zum Welttag der humanitären Hilfe (19. August) an die Menschen, die weltweit ihr Leben riskieren, um anderen in der Not beizustehen – so wie Elizabeth Mbende aus Kamerun. In ihrer Heimat im Südwesten des Landes tobt ein blutiger Bürgerkrieg. Die Sozialarbeiterin sorgt dafür, dass die Schwächsten der Gesellschaft inmitten dieses Konflikts nicht vergessen werden und medizinische Versorgung erhalten. Viele von ihnen sind Menschen mit Behinderungen. Nicht nur sie werden oft vergessen, sondern auch ihre Helfer. Sie leben in ständiger Gefahr.
„Nur dank des Engagements von Menschen wie Elizabeth Mbende kann die CBM dort Hilfe leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird“, betont Roland Schlott, CBM-Teamleiter für humanitäre Hilfe. „Umso wichtiger ist es, dass den Helferinnen und Helfern auch der Schutz zukommt, der ihnen völkerrechtlich zusteht.“ Elizabeth Mbende steht beispielhaft für die vielen Menschen weltweit, die sich für das Wohl anderer einsetzen und in ihrer Arbeit behindert oder sogar bedroht werden. Jeden Morgen muss die 52-Jährige aufs Neue entscheiden, ob sie es wagen kann, ihre Hausbesuche zu machen. Ihre Heimat im Südwesten Kameruns ist seit fast fünf Jahren Schauplatz bewaffneter Auseinandersetzungen. Dort nämlich begehrt die anglofone Minderheit gegen die französischsprachige Mehrheit im Land auf. Die Folge: immer mehr Todesopfer und Vertreibungen.
Ausgegrenzt und vergessen
Ein nicht enden wollender Konflikt, der auch Elizabeths Alltag bestimmt: „Als Erstes greife ich morgens zum Telefon, um mich über die Sicherheitslage in der Ortschaft zu informieren, in der ich an diesem Tag arbeiten werde“, erzählt die Frau. Erst wenn sie Gewissheit hat, dass sie es wirklich wagen kann, macht sie sich auf den Weg. Der führt sie meist in Gemeinden, die Binnenflüchtlinge in großer Zahl aufgenommen haben. Hier geht Elizabeth dann von Haus zu Haus. Unter denen, die ihre Heimat verloren haben, sind auch viele Menschen mit Behinderungen. Elizabeth sorgt dafür, dass sie dringend benötigte Medikamente oder medizinische Behandlungen bekommen. „Menschen mit Behinderungen treffen Konflikte wie diese besonders hart“, berichtet CBM-Nothilfeleiter Roland Schlott: „Sie können sich häufig kaum selbst helfen, werden oft ausgegrenzt und einfach vergessen.“ Das will ein Projekt ändern, das von der CBM und dem Auswärtigen Amt gefördert wird. Allein im vergangenen Jahr haben so bereits 3.800 Menschen in der Region Hilfe erhalten.
Hausbesuche inmitten von Feuergefechten
Auch Elizabeth, die beim lokalen CBM-Partner, der Presbyterianischen Kirche Kameruns arbeitet, gehört zum Team. „Nichts motiviert mich mehr, als wenn ich sehe, wie sich das Leben der Menschen, die ich betreue, zum Positiven verändert“, freut sich Elizabeth. Und sie berichtet vom Schicksal eines zwölfjährigen Jungen, der von Geburt an gehörlos war. Elizabeth sorgte dafür, dass er medizinische Hilfe und ein Hörgerät erhielt. Inzwischen kann der Junge hören und sprechen. Die engagierte Sozialarbeiterin weiß unzählige solcher Erfolgsgeschichten zu berichten. Doch gleichzeitig lebt sie in ständiger Gefahr, für ihren Einsatz zwischen die Fronten zu geraten. Immer wieder kommt es während ihrer Hausbesuche unerwartet zum Schusswechsel. „Einmal dauerte die Schießerei mehrere Stunden, und ich musste die ganze Nacht im Haus meiner Patienten verbringen.“ Dennoch liebt die Nothelferin ihren Beruf: „Ich empfinde es als Ehre, meine Zeit und mein Leben in den Dienst anderer zu stellen.“
Mutige und engagierte Menschen wie Elizabeth besser zu schützen, fordert die CBM auch als Mitgliedsorganisation des Verbands Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO). VENRO appelliert an die künftige Bundesregierung, das zivilgesellschaftliche Engagement der entwicklungspolitischen Organisationen mehr zu unterstützen. Im Rahmen der Kampagne #WeltWeitWichtig steht in der Woche vom 16. bis 22. August das Thema Menschenrechte und Demokratie im Fokus.