Ausfuhrkontrollen und Exportverbote im Zuge der Covid-19-Pandemie
Ausfuhrbeschränkungen beschädigen die Reaktionsfähigkeit in der Krise
Bestandsaufnahme und Empfehlungen
- Exportbeschränkungen sind keine Lösung für Versorgungsengpässe. Ganz im Gegenteil senden
sie ein verheerendes Signal und verursachen so Dominoeffekte. Kein Land produziert alle notwendigen
Produkte zur medizinischen Versorgung oder die dafür benötigten Vorprodukte. Wenn jedes
Land seine Waren zurückhält, hat im Ergebnis kein Land alle für die Pandemiebewältigung benötigten
(Medizin-)Produkte. - Exportbeschränkungen für persönliche Schutzausrüstung (PSA) lassen die Produktionen an Auslandsstandorten
und bei Zulieferern stillstehen, weil diese zur zertifizierten Reinraumproduktion
erforderlich sind – gerade auch im Chemie- und Pharma-Sektor. Dadurch nimmt die weltweite
Produktion von dringend benötigten Gütern ab, die insbesondere auf Intensivstationen in Krankenhäusern
gebraucht werden. - Ausfuhrbeschränkungen verzögern zudem die notwendige Umrüstung von industrieller Produktionskapazität
auf nun vielfach benötigte zentrale Versorgungsgüter und lebenswichtige Medikamente.
Dies gilt sowohl für notwendige Grundstoffe und Komponenten für die Weiterverarbeitung
als auch für die Lieferung in Märkte außerhalb des Produktionsstandortes. - Die EU-Kommission hat jüngst angekündigt, ab Ende April nur noch die Ausfuhr von Gesichtsmasken
zu beschränken. Das ist ein wichtiger erster Schritt. Allerdings erzeugt auch diese Maßnahme
Welleneffekte. In der Pandemiebekämpfung ist Zeit eine knappe Ressource. Die EU sollte daher
bürokratische Hürden vermeiden. - Die G20-Länder sollten sich zügig darauf verständigen, alle bereits errichteten Barrieren abzubauen
und keine neuen Hemmnisse für den Handel mit notwendigen Produkten zur medizinischen
Versorgung oder den dafür benötigten Vorprodukten zu errichten. - Um zu verhindern, dass durch fehlende Transparenz weitere Engpässe entstehen oder sich zuspitzen,
sollten die Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO) neue restriktive Handelsmaßnahmen
bei der WTO melden. Die WTO sollte diese zeitnah aufbereiten und veröffentlichen. - Die G20-Länder sollten ein Forum mit Vertretern von Regierungen, multilateralen Organisationen,
Nichtregierungsorganisationen und der Industrie ins Leben rufen. Dieses könnte als Clearingstelle
für transparente und kritische Informationen über den Status, die Probleme und Lösungen der
globalen Versorgungskette dienen und Empfehlungen für das Krisenmanagement entwickeln.
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