Wie erleben chronisch kranke Menschen ihre medizinische Versorgung? Wie wird – gerade im ambulanten Bereich – auf ihre Bedürfnisse eingegangen? Wie bewerten sie beispielsweise Wartezeiten, die Informationsweitergabe zwischen Ärzten, ihre Lebensqualität oder ihr psychisches Wohlbefinden? Diesen Fragen geht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit einer groß angelegten Studie, vergleichbar mit der PISA-Studie im Bildungsbereich, nach.
Im Rahmen der sogenannten „PaRIS Study – International Survey on Outcomes and Experiences of People living with Chronic Conditions“ arbeiten Experten mehrerer Länder gemeinsam an der Entwicklung, Standardisierung und Umsetzung einer neuen Generation von Indikatoren, die die Ergebnisse und Erfahrungen von chronisch kranken Patienten aus der ambulanten Gesundheitsversorgung messen. Sie werden erstmals länderübergreifend und systematisch erfasst. Der Fokus der Befragung liegt auf Patient-reported experience measures (PREMs – von Patienten berichtete Erfahrungen mit der Versorgung) und Patient Reported Outcome Measures (PROMs – von Patienten berichtete Ergebnisse der Versorgung) Die PREMs beziehen sich darauf, wie die Patienten die Gesundheitsversorgung in Bezug auf Zugänglichkeit, Koordination der Versorgung und Kommunikation erleben, die PROMs auf Lebensqualität, körperliche Funktionsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden der Betroffenen.
Versorgung soll patientenzentrierter werden
Die Studie verläuft in drei Phasen: Von Anfang 2020 bis Ende des Jahres werden zwei Fragebögen entwickelt, einer für betroffene Patienten, einer für behandelnde Hausärzte. OptiMedis hat federführend die Erstellung des Ärzte-Fragebogens übernommen, der überwiegend strukturelle Charakteristika der Praxen bzw. der Kliniken erfasst und gemeinsam mit den Partnern den Patienten-Fragebogen erstellt, der PREM und PROM Scalen enthält und außerdem die Gesundheitskompetenz, das Gesundheitsverhalten und soziodemographische Charakteristika bewertet. Zunächst wurden relevante Fragebögen identifiziert und bezüglich ihrer Eignung für die Studie nach mehreren Kriterien analysiert. Mithilfe einer Delphi-Befragung im September und Oktober sollen die Fragebögen finalisiert werden. Von Mitte 2020 bis Mitte 2021 werden die Fragebögen dann in den teilnehmenden Ländern getestet und ggf. angepasst, danach finden die Hauptumfragen in den teilnehmenden Ländern statt und die Ergebnisse werden analysiert und veröffentlicht. Auch in diesen beiden Phasen unterstützt OptiMedis gemeinsam mit den Konsortialpartnern die Datenerhebung in mehr als 15 OECD-Mitgliedsländern.
Die Ergebnisse der Umfrage werden zeigen, wie die Versorgungsqualität zwischen und innerhalb der Länder variiert. Durch das Benchmarking können die Länder von anderen Ansätzen lernen – mit dem Ziel, die ambulante hausärztliche Versorgung zu optimieren und patientenzentrierter zu gestalten.
Konsortialführer der PaRIS-Studie ist das niederländische Institut für Gesundheitssystemforschung (NIVEL). Neben OptiMedis besteht das Konsortium noch aus den folgenden Partnern: Ipsos MORI, London, United Kingdom; University of Exeter, Exeter, United Kingdom und Avedis Donabedian Institute, Barcelona, Spain.
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