Welttag der humanitären Hilfe: Verschärfte Arbeitsbedingungen im Flüchtlingscamp
In den ärmlichen Bambushütten, in denen Ariful Arman jeden Tag seine Hausbesuche macht, ist es eng – und für die Bewegungsübungen, die er seinen Patienten zeigt, kaum Platz. Ariful Arman ist Ergotherapeut. Er arbeitet in Bangladesch im größten Flüchtlingslager der Welt in Cox‘s Bazar: Der 24-Jährige ist einer der Helden, die sich für Menschen in Not einsetzen und an die die Christoffel-Blindenmission (CBM) am Welttag der humanitären Hilfe (19. August) erinnert.
Täglich legt Ariful Arman auf dem riesigen Areal stundenlange Wege zurück, um seine Patienten zu versorgen. Sie alle sind aus Myanmar geflüchtet und gehören der ethnischen Minderheit der dort verfolgten Rohingya an. Schon vor Corona fehlte es den Menschen in den Lagern an sauberem Trinkwasser, an Latrinen und an Waschmöglichkeiten. Seit dem Ausbruch der Pandemie hat sich ihre Not noch verschärft. Verschärft haben sich auch Ariful Armans Arbeitsbedinungen: „Manchmal ist es für mich eine Herausforderung, mit meinen Patienten eine Therapie durchzuführen und gleichzeitig Abstand zu halten, da zu viele Menschen in den engen Hütten leben“, erzählt der junge Mann. Fast alle seiner Patienten haben eine Behinderung und viele von ihnen keine Möglichkeit, ihre Hütten zu verlassen. Ariful Arman ist ihre Verbindung zur Welt. Er sorgt dafür, dass sie nicht nur die notwendige Therapie, sondern auch geeignete Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder Gehhilfen bekommen. Denn nur so können sie in den Camps die Essensausgabe oder die sanitären Einrichtungen erreichen.
Auch die Helfer leiden unter der Not, die sie täglich erleben
„In den Flüchtlingslagern sind die Barrieren für Menschen mit Behinderungen besonders groß“, erklärt CBM-Vorstand Dr. Rainer Brockhaus: „Auf dem unwegsamen Gelände können sie sich meist sehr schlecht bewegen.“ Bei vielen von ihnen kommen psychische Beeinträchtigungen hinzu – ausgelöst durch den Verlust der Heimat oder durch Traumata während der Flucht. „Deshalb leisten wir in Bangladesch inklusive Nothilfe mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort“, so Brockhaus. Der Ergotherapeut Ariful Arman ist einer von ihnen. Auch er leidet unter der Not, die er täglich erlebt: „Die Situation im Lager macht mir psychisch sehr zu schaffen“, berichtet er: „Doch es motiviert mich, dass ich Menschen mit Behinderungen helfen kann – weil ich sehe, wie sie von meiner Arbeit profitieren.“ Dafür liebt er seinen Beruf, und dafür ist er auch bereit, so manche Belastung auf sich zu nehmen. Nur weil es Menschen gibt wie Ariful Arman, ist es der CBM möglich, Hilfe dort zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird.