Unter Federführung der German Health Alliance (GHA) fand am 9. Dezember ein digitaler Medtech-Branchen- Gipfel statt. Im Mittelpunkt stand eine aktuelle Standortbestimmung. Diese fiel vielschichtig aus – viel Skepsis gepaart mit Hoffnung und Selbstbewusstsein.
Laut Erhard Fichtner, Vorstandsvorsitzender der GHA, ist die Situation für KMU generell schwierig, die Corona- Folgen seien immer noch zu spüren. „Mit dem Krankenhaus- und Labor-Sektor sind den KMU infolge Corona wichtige Märkte weggebrochen“, bilanzierte Fichtner nüchtern. Die Umsatzrückgänge hätten hier zum Teil 50 bis 70 Prozent betragen. Die damit verbundenen unangenehmen Folgen: aufgeschobene Neuinvestitionen und gecancelte Ausschreibungsteilnahmen. Die Lieferkettenproblematik verschärfe das Ganze. Fichtner: „Es gibt keine Planungssicherheit mehr. Der Forecast für 2023 ist wie ein Blick ins Wasserglas.“
Ewas versöhnlicher im Ton war Marcus Kuhlmann, Leiter Fachverband Medizintechnik im Industrieverband Spectaris. Denn „trotz Krise in diesen wilden Zeiten“ zeichne sich für das Gesamtjahr 2022 ein deutliches Umsatzplus in Höhe von rund 3,5 Prozent auf 37,7 Mrd. Euro für die Medtech-Branche ab. Natürlich müsse man differenzieren, da es auch klare „Profiteure“ infolge der Pandemie gebe. Beispielhaft verwies er auf die „massiven Umsatzzuwächse“ bei Beatmungsgeräten. Einer Meinung war er mit Fichtner, dass vor allem die KMU stärker mit den aktuell vielschichtigen Herausforderungen des Marktes zu kämpfen hätten. 90 Prozent der KMU sehen sich mit Lieferkettenproblemen und 40 Prozent mit Fachkräftemangel konfrontiert. Hinzu kommen massiv steigende Energiepreise und Auswirkungen der MDR. Folgerichtig verschlechtere sich die Stimmung hier zunehmend.
Hans-Peter Bursig, Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbandes Elektromedizinische Technik, machte deutlich, dass sich eine künftig individuell und präventiv ausgerichtete Gesundheitsversorgung sowie eine entsprechende digitale Transformation im Gesundheitswesen gegenseitig bedingen. Wenn man von Digitalisierung im Gesundheitswesen spreche, dann sei aber auch ein neuer Umgang mit Gesundheitsdaten nötig: „Sie müssen nutzbar sein, trotz Datenschutz.“ Der digitale Wandel mache aber auch „zielgerichtete Investitionen in die MT- Infrastruktur“ unerlässlich. Nicht vergessen dürfe man bei der ganzen Diskussion die „Hardware“, sprich die real existierende MT-Ausstattung, die massive Mängel aufweise. So habe sich die Altersstruktur medizintechnischer Geräte in den vergangenen Jahren stetig verschlechtert. Über die Hälfte der Computer-Tomographen in Deutschland seien älter als sechs, 20 Prozent sogar älter als zehn Jahre.
Veröffentlicht im Branchen-Informationsdienst MTD-Instant (MTD-Verlag)