In der Adventssitzung des Arbeitskreises Gesundheitswirtschaft von Ost-Ausschuss und German Health Alliance am 1. Dezember ging es um die Unterstützung ukrainischer Kliniken sowie um Kooperationsmöglichkeiten mit Tschechien und Armenien. Geleitet wurde das Online-Treffen durch die Arbeitskreissprecherin Martina Unseld.
Zu Beginn berichtete Katja Angeli, Leiterin der Koordinierungsstelle Ukraine im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), über die aktuellen Maßnahmen zur Unterstützung des ukrainischen Gesundheitssektors. Die Industrie habe einen großen Beitrag in diesem Rahmen geleistet, so Angeli.
Zu den Hauptaufgaben der Koordinierungsstelle, über die von Seiten des Bundesgesundheitsministerium der größte Teil der bilateralen Hilfe läuft, gehören die Organisation humanitärer Soforthilfe, Unterstützung beim Wiederaufbau sowie Maßnahmen zum Wissenstransfer. Die humanitäre Unterstützung wird über den EU-Krisenschutzmechanismus UCPM koordiniert. In enger Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und Nichtregierungsorganisationen wie Action Medeor wurden bereits Arzneimittel im Wert von hundert Millionen Euro geliefert. In Planung ist der weitere Aufbau des Rettungswesens sowie Einkauf von Impfstoff und Antibiotika.
Beim Thema Wiederaufbau der Ukraine habe das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung innerhalb der Bundesregierung die Federführung, trotzdem laufen derzeit 15 Projekte zur Unterstützung des ukrainischen Gesundheitswesens über das Bundesgesundheitsministerium. Dabei geht es um die Versorgung von Krankenhäusern, Telemedizin und Prothetik. Wissenstransfer wird über Hospitationsprogramme für ukrainische OP-Teams und Ärzte im Rehabereich geleistet. Zudem bleibe die Evakuierung vulnerabler Gruppen im Winter eine wichtige Aufgabe.
Förderprogramm Klinikpartnerschaften
Dr. Eric Hahn und Jan-Patrick Ostrowski von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellten im Nachgang das Förderprogramm „Klinikpartnerschaften – Partner stärken Gesundheit“ vor, das über die Förderlinien „Global“ und „Academic“ Kooperationen zwischen deutschen Kliniken, Universitäten, Hochschulen und NGOs und solchen in Partnerländern finanziert. Partnerschaften mit der Ukraine bestünden momentan in den Bereichen Psychische Gesundheit & Traumatologie, NHO und Pharmazie. Die GIZ sieht ein großes Entwicklungspotential und den großen Nutzen dieses Instrumentes in enger Zusammenarbeit mit der Gesundheitswirtschaft. Mögliche weitere Themen für die Zusammenarbeit wären Telemedizin, Labormedizin und Hightech-Medizin, da die ukrainische Seite das Land zu einem Medizinzentrum ausbauen möchte. Ein hohes Vertrauen besteht in der Ukraine in die deutsche Expertise und Kompetenz. Durch Wissens- und Technologietransfer sollen mehr Fachkräfte für den Gesundheitsbereich begeistert werden.
Über erfolgte Hilfslieferungen nach Kyjiw und Lwiw berichteten auch Josef Nováček und Stanislav Fiser von LINET Group. Das deutsch-tschechische Unternehmen, das auf die Herstellung von Betten für Krankenhäuser und Pflegeheime spezialisiert ist, hat Produktionsstandorte in Wickede (Ruhr) und in Slany und Frycovice in Tschechien sowie Vertriebsgesellschaften in Europa und den USA. Durch Beschaffung aus der EU, Verkürzung der Lieferketten und gründliche Auditmaßnahmen des Lieferantennetzwerks konnte sich das Unternehmen auch auf preissensiblen Märkten in Osteuropa und Zentralasien etablieren. Da sich der deutsche und tschechische Gesundheitsmarkt ähnele, sieht die LINET Group noch Potenzial für weitere Kooperationsmöglichkeiten.
Abschließend standen die Fortschritte bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Armenien auf der Tagesordnung. Arevik Stepanyan, Leiterin der Abteilung für Statistik und klinische Forschung im Nationalen Zentrum für Onkologie der Republik Armenien, berichtete unter anderem über die Entwicklung telemedizinischer Lösungen für die ländlichen Regionen. Stepanyan warb um Technologiepartner für digitale Gesundheit, KI und klinische Forschung und stieß unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf eine positive Resonanz
Autorin: Petya Hristova,
Leiterin Arbeitskreis Gesundheitswirtschaft im Ost-Ausschuss