CBM fordert mehr Einsatz für Menschen mit Behinderungen
Bensheim/New York. Am heutigen Donnerstag berichtet die Bundesregierung zum zweiten Mal bei den Vereinten Nationen (UN), wie weit sie die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bereits umgesetzt hat. Knapp sechs Jahre nach Verabschiedung ist klar: Gute Absichten sind da, doch Deutschland ist entschieden zu langsam – besonders im Hinblick auf die internationale Zusammenarbeit. Zusätzlich wirkt die Corona-Pandemie wie ein Brandbeschleuniger für die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Regionen der Welt. Die Christoffel-Blindenmission (CBM) fordert deshalb eine konsequente Priorisierung der Schwächsten und Verwundbarsten.
„Wir sind enttäuscht, wie schwach der aktuelle Staatenbericht Deutschlands in dieser Hinsicht ist“, sagt Michael Herbst, Leiter der Politischen Arbeit bei der CBM. „Es fehlen konkrete Maßnahmen, wie die Bundesregierung Frauen, Männer und besonders Kinder mit Behinderungen in der Entwicklungszusammenarbeit erreichen will. In den letzten sechs Jahren ist viel zu wenig passiert und jetzt ist es fünf vor zwölf. Die Zeit drängt!“ so Herbst.
Ein entwicklungspolitischer Flächenbrand
Mit der Agenda 2030 verfolgt die UN ambitionierte Ziele zu einer umfassenden Transformation unserer Welt. So möchte sie bis ins Jahr 2030 unter anderem Armut und Hunger weltweit beenden und allen Menschen die bestmögliche Gesundheitsversorgung ermöglichen. „In der Realität sind wir noch weit davon entfernt“, berichtet Herbst. „Jetzt in der Pandemie sind Menschen mit Behinderungen umso mehr davon bedroht, zurückgelassen zu werden. Es greift ein entwicklungspolitischer Flächenbrand um sich!“
Die Corona-Krise hat deutlich vor Augen geführt, wie eng alle Ziele der Agenda miteinander verknüpft sind. Ist eines betroffen, wirkt sich das auf alle anderen aus. Die Pandemie hat nicht nur das Erreichen des Entwicklungsziels “Gesundheit” zurückgeworfen, sondern gleichzeitig auch für Rückschläge in den Bereichen Armutsbekämpfung, Bildung oder menschenwürdige Arbeit gesorgt. Das liegt auch daran, dass viele Hilfsmaßnahmen weiterhin nicht inklusiv sind.
Die CBM als Vorreiter für inklusive Entwicklungszusammenarbeit
Wie internationale Entwicklungsmaßnahmen Menschen mit Behinderungen auch in der Pandemiebekämpfung erfolgreich priorisieren, zeigen die Projekte der CBM. So sorgt die CBM in verschiedenen afrikanischen Ländern dafür, dass Menschen mit Behinderungen wichtige Informationen zum Virus und entsprechenden Hygienemaßnahmen in Gebärdensprache und Brailleschrift erhalten. Zusammen mit lokalen Partnern führt die CBM Hygieneschulungen durch und verteilt Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Essen an die Menschen, die sonst übersehen worden wären. In Indien arbeitet die CBM zusammen mit den lokalen Behörden, um sicher zu stellen, dass auch Menschen mit Behinderungen in ländlichen Regionen geimpft werden. Sie würden bei Massenimpfungen sonst vergessen.
Doch um alle Menschen mitzunehmen, ist ein weit größeres Engagement der Bundesregierung für die Umsetzung der Agenda 2030 notwendig – vor allem finanziell und sofort. Der Leiter der Politischen Arbeit bei der CBM bekräftigt: „Menschen mit Behinderungen müssen bei jeder Entwicklungsmaßnahme, bei jeder Katastrophenhilfe von Anfang an mitgedacht werden. Sonst ist das Krankenhaus für den notwendigen Arztbesuch nicht erreichbar und das Essen bekommen nur die, die am ehesten noch für sich selbst sorgen könnten.“