Jahresabschlusssitzung des AK Gesundheitswirtschaft/Gesundheitsmärkte Ukraine und Usbekistan im Fokus
Das Jahr 2020 stand im Zeichen der Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Es brachte neue Herausforderungen und Impulse für die Gesundheitswirtschaft mit sich. Im Rahmen der Jahresabschlusssitzung des Branchenarbeitskreises des Ost-Ausschusses und der GHA – German Health Alliance, die am 17. Dezember virtuell stattfand, tauschten sich Unternehmensvertreter und Experten über die aktuellen Entwicklungen der Gesundheitsmärkte in Osteuropa und die Agenda des Gremiums im kommenden Jahr aus. Die Sitzung leitete Arbeitskreissprecherin Martina Unseld (Siemens Healthineers).
Politische Rahmenbedingungen und regionaler Überblick
Im Eröffnungspanel umriss Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Michael Harms die Rahmenbedingungen für das geschäftliche Engagement deutscher Unternehmen in der Region Osteuropa. Die strategische Bedeutung des Gesundheitswesens für die wirtschaftliche, aber auch eine stabile politische Situation sei im Zuge der Pandemiebekämpfung von den Regierungen erkannt worden, was zu Bestrebungen nach nachhaltiger Stärkung der Branche und mehr Investitionen geführt habe. Perspektiven für innovative deutsche Gesundheitsunternehmen ergäben sich vor allem in der Gesundheitsvorsorge, der Effizienzsteigerung, dem Einsatz digitaler und KI-Lösungen, der Etablierung von Finanzierung- und Erstattungssystemen sowie der Aus- und Weiterbildung.
Einen regionalen Überblick aus Unternehmersicht bot im Anschluss Thomas Kraft, Mitglied des Vorstands der Brainlab AG und der GHA. Trotz der durch die Pandemie geprägten Entwicklungen, Wechselkursschwankungen und teilweise erschwerter Planbarkeit bleibe Osteuropa eine Wachstumsregion. Die uneingeschränkten Reisemöglichkeiten innerhalb der Länder, etwa in Russland, Belarus und Zentralasien, wirke sich positiv auf die Geschäfte des Medizintechnikanbieters aus. Die Modernisierung in Kardiologie und Onkologie, die einen prominenten Platz in den Nationalen Programme für den Gesundheitssektor habe, stehe weiterhin im Fokus. Die positive Entwicklung für die pharmazeutische Branche in Russland wurde von Matthias Wernicke, dem Managing Director von Merck LLC Russia, bekräftigt.
Ukraine mit starker heimischer Produktion
Im Fokus der Sitzung standen die Gesundheitsmärkte Ukraine und Usbekistan. Dmytro Shymkiv, Executive Chairman des Pharmaunternehmens Darnitsa, stellte das Entwicklungspotential des ukrainischen Pharmamarktes sowie die Reformansätze im Gesundheitssektors vor. Laut IWF könnte die Ukraine in den nächsten fünf Jahren zu den am schnellsten wachsenden europäischen Märkten gehören. Diese positiven Wachstumsaussichten gelten auch für den Markt für Pharmazeutika. Man erwarte ein Wachstum der privaten Konsumausgaben um etwa 15 Prozent.
Großes Potenzial biete die Entwicklung eines Finanzierung- und Erstattungssystems – 85 Prozent der Ausgaben würden derzeit von den Bürgern „aus eigener Tasche“ finanziert. Der 2018 gegründete National Health Service of Ukraine (NHSU) solle die Reformbestrebungen in diesem Bereich vorantrieben. Auf dem Markt seien viele ukrainische und internationale Unternehmen aktiv, durch die starke heimische Produktion habe es keine pandemiebedingten Engpässe gegeben.
Ambitionierte Reformansätze in Usbekistan
Die ambitionierten Entwicklungspläne im Bereich Gesundheitswirtschaft in Usbekistan legte Axel Lohse, Deputy Director and Manager Medical Biotechnology & Pharma bei der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft der GTAI dar. Diese seien in die groß angelegte Wirtschaftstransformation des Landes unter Präsident Shawkat Mirsijojew einzubetten. Zum Entwicklungskonzept des Sektors bis 2025 gehörten unter anderem Verbesserung der Gesundheitsfinanzierung, die Einführung einer Krankenversicherung, die Stärkung der Primärversorgung und Notfallmedizin sowie Fachausbildung und Infrastruktur.
Besonders relevant für die deutschen Unternehmen sei die Entwicklung öffentlich-privater Partnerschaften. Die lokale pharmazeutische Industrie werde durch eine 2017 gegründete Agentur überwacht und gefördert. Die Marktzulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie staatliche Beschaffungsverfahren würden reorganisiert und optimiert. Trotz Herausforderungen im Reformprozess sei die dynamische Marktentwicklung durch nachhaltiges Wachstum, staatliche Anreize und wachsende Exporte in Nachbarländer geprägt.
Termine & Aktivitäten des Arbeitskreises 2021
Neben den inhaltlichen Schwerpunkten wurde im Rahmen der Sitzung die Agenda für 2021 vorgestellt. Die traditionelle Hauptveranstaltung des Arbeitskreises – das 4th German – East European & CIS Health Forum – findet am 22. Oktober 2021 als Side Event des World Health Summit statt.