6th German – Eastern European & Central Asian Health Forum diskutierte über die Entwicklung der Gesundheitssysteme in Osteuropa
Am 13. Oktober fand das 6th German – Eastern European & Central Asian Health Forum des Ost-Ausschusses und der GHA – German Health Alliance in Berlin statt. Im Mittelpunkt der sechsten Ausgabe mit über 100 Teilnehmern standen Investitionen in die Gesundheit, die Schaffung von Innovationszentren, der (Wieder-)Aufbau einer modernen Gesundheitsinfrastruktur und Partnerschaften zur Stärkung der Gesundheitssysteme. Das offizielle Side Event des World Health Summit bot zum sechsten Mal in Folge einen Rahmen für den Austausch und die Vernetzung mit Entscheidungsträgern aus Deutschland und den Partnerländern, Wirtschaftsvertretern, Experten und Wissenschaftlern. Hauptredner waren Prof. Amrillo Inoyatov, Gesundheitsminister der Republik Usbekistan, und Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland.
Besserer Zugang und stabiler Finanzierungsrahmen für Gesundheitssysteme in Osteuropa und Zentralasien
In den letzten Jahren haben sich die Gesundheitssysteme in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, im Südkaukasus und in Zentralasien erheblich weiterentwickelt. Die Regierungen in der Region haben sich aktiv um die Verbesserung der Gesundheitsinfrastruktur und des Zugangs zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsleistungen sowie um gesundheitspolitische Reformen bemüht. Es wurden Anstrengungen unternommen, die Finanzierungsmechanismen im Gesundheitswesen zu verbessern und öffentlich-private Partnerschaften zu fördern, um den Gesundheitsbedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Darüber hinaus haben Fortschritte in der Medizintechnik und e-Health-Lösungen eine Schlüsselrolle bei der Verbesserung der Gesundheitsversorgung und der Behandlungsergebnisse gespielt.
Während sich die Region weiterentwickelt, engagieren sich die Akteure weiterhin für die Förderung von Innovation, Zusammenarbeit und grenzüberschreitender Kooperation, um eine nachhaltige und gerechte Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Osteuropa und Zentralasien zu gewährleisten. Dieses Engagement und die daraus resultierenden konkreten Projekte wurden auf dem Health Forum vorgestellt und diskutiert.
Regionale und Branchenexpertise zur Stärkung der Partnerschaft in wachsenden Märkten
Stefan Friedrich, Partner International Business, Healthcare & Public Sector bei KPMG, betonte die Bedeutung des Gesundheitssektors für ein stabiles Wirtschaftswachstum. Martina Unseld, Sprecherin des Arbeitskreises Gesundheitswirtschaft von Ost-Ausschuss und GHA – German Health Alliance, und der GHA-Vorstandsvorsitzender Roland Göhde, wiesen auf die wichtige Verbindung von regionaler und Branchenexpertise bei der Modernisierung und Stärkung der Gesundheitssysteme in Deutschland sowie in Osteuropa und Zentralasien hin.
Staatssekretär Thomas Steffen ging auf die Bedeutung der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Konflikts im Nahen Osten und des anhaltenden Krieges in der Ukraine ein. Die demografische Entwicklung und die Überalterung der Gesellschaft stellen eine enorme Belastung für die Gesundheitssysteme dar, auch in Deutschland, wo 90 Prozent der Krankenhäuser unter Personalmangel leiden. Während des bilateralen Treffens im Vorfeld des Gesundheitsforums wurde mit dem Gesundheitsminister Usbekistans Amrillo Inoyato, die Fachkräftekooperation im Gesundheitswesen erörtert. Inoyatov kündigte an, Usbekistan durch den Erfahrungsaustausch von Fachkräften und Gesundheitspersonal zu einem medizinischen und wissenschaftlichen Knotenpunkt in Zentralasien zu entwickeln. Das dynamische Bevölkerungswachstum Usbekistans auf heute 36,5 Millionen Einwohner mache neue Projekte im Gesundheitswesen dringend notwendig. Bereits heute gibt es in Usbekistan mehr als 8.300 private medizinische Einrichtungen, die 17.000 Ärzte und 26.000 paramedizinische Fachkräfte beschäftigen. Bis zum Jahr 2025 soll der private medizinische Sektor in Usbekistan dank der seit 2021 eingeführten günstigen Steuer- und Wohnbedingungen 50 bis 60 Prozent des derzeitigen Patientenaufkommens abdecken. Den deutschen Unternehmen wurde ein beeindruckendes Portfolio an Projekten vorgestellt, darunter 159 private Krankenhäuser mit ausländischen Investitionen aus mehr als 20 Ländern – Tendenz steigend.
Soziale Verantwortung der Unternehmen in der Region und offene Kommunikation mit Entscheidungsträgern
Die Podiumsdiskussion zum Thema „Partnerschaften zur Stärkung von Gesundheitssystemen”, moderiert von Stefan Friedrich und Philipp Wacker von KPMG, deckte ein breites Themenspektrum ab, darunter Best Practices der zentralisierten Beschaffung durch die ukrainische Medical Procurement Agency, die soziale Verantwortung von Unternehmen, die kommerzielle Aktivitäten mit Forschung und Entwicklung verbinden, mit zahlreichen Beispielen aus Mittel- und Osteuropa sowie die Zusammenarbeit mit humanitären Hilfsorganisationen. Durch eine transparente und kontinuierliche Kommunikation mit den Entscheidungsträgern können langfristige Auswirkungen der Überregulierung auf die Gesundheitsmärkte, einschließlich des Ausscheidens von Unternehmen aus dem Markt, abgemildert werden.
Prof. Leonard Azamfirei, Rektor der George-Emil-Palade-Universität für Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und Technologie in Târgu Mureș (Rumänien), erörterte die wirtschaftlichen, politischen und finanziellen Komponenten dreier Schlüsselfaktoren für die Gesundheitssysteme – Abwanderung von Fachkräften, Überalterung und Verteilung des medizinischen Personals. Ein hervorragendes Beispiel für die Win-Win-Situation, die durch internationalen Wissensaustausch entsteht, ist die seit 2019 bestehende erfolgreiche Zweigstelle der Universität Târgu Mureș in Hamburg
Prof. Dennis Ostwald, Geschäftsführer des WifOR-Instituts und Professor für Wirtschaft und Management an der SIBE der Steinbeis-Hochschule, betonte die Bedeutung von Gesundheitssystemen für nachhaltiges und integratives Wachstum. Weltweit trägt die Gesundheitswirtschaft 6,3 Billionen Dollar zum globalen BIP bei und sichert 194 Millionen Arbeitsplätze. In Deutschland führt jeder zehnte Arbeitsplatz im Gesundheitssektor zur Schaffung von mehr als fünf zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Versorgungskette. Diese Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit von Investitionen in die Gesundheit, die zu besseren Ergebnissen für individuelle und öffentliche Gesundheit, Wirtschaftswachstum und widerstandsfähigere Gesellschaften führen. Ein konkreter Anwendungsfall: Um Strategien für eine nachhaltige Finanzierung der Gesundheitssysteme zu entwickeln, sollten Gesundheitsmetriken definiert und in das Europäische Semester integriert werden, das den Rahmen für die Koordinierung der Wirtschaftspolitik in der EU bildet.
Goldener Mittelweg zwischen Datenschutz und Innovation
In einer weiteren Podiumsdiskussion, moderiert von Rabea Knorr, Abteilungsleiterin Industrielle Gesundheitswirtschaft (BDI), wurden Projekte aus der ganzen Region – von Kasachstan bis Estland – vorgestellt, die eine personalisierte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung mit innovativen Lösungen zum Ziel haben. Die Erfolgsgeschichte der Digitalisierung in Estland, die in der Diskussion vorgestellt wurde, begann Anfang der 2000er Jahre mit der Schaffung einer Schnittstelle zwischen verschiedenen öffentlichen Systemen. Online-Dienste sollten einen Mehrwert bieten und nahtlos im Hintergrund ablaufen, anstatt einen manuellen Dienst zu kopieren. Das riesige Territorium Kasachstans war in der Vergangenheit ein Hindernis für den universellen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Jetzt werden digitale Instrumente, z.B. Telemedizin, als Lösung für abgelegene Regionen eingesetzt. Die wachsende Aufmerksamkeit für die Stärkung des Gesundheitswesens bedeutet auch einen größeren Bedarf an Ausbildung, zum Beispiel nationale Ausbildungsprogrammen für Ärzte und Krankenschwestern sowie Schulungen für Medizintechnik- und Pharmaunternehmen. Die Vertreter der Industrie auf dem Podium diskutierten die Bedeutung der IT-Infrastruktur für die Implementierung neuer Technologien, darunter die High-End-Diagnostik durch digitale Zwillinge, und die Suche nach dem goldenen Mittelweg zwischen Datenschutz und Innovation.
Trotz geopolitischer Herausforderungen ist es von entscheidender Bedeutung, durch nachhaltige Strategien für gesundheitliche Chancengleichheit und die Stärkung öffentlich-privater Partnerschaften Fortschritte zu erzielen – eine zentrale Botschaft des 6. Health Forums, das dem Motto des Weltgesundheitsgipfels “Ein entscheidendes Jahr für den Einsatz im Bereich globale Gesundheit” entsprach.