Hamsterkäufe auch bei Medizinware für Patientenbeatmung
Gesamtstrategie und Produkte, „made in Germany“, Schlüsselfaktoren für Erhalt der Lieferfähigkeit
Vielzahl von Maßnahmen als Basis zur Bewältigung des signifikanten Mehrbedarfs

Corona fordert alle – am allermeisten jedoch das Gesundheitssystem. Der plötzliche und exponentielle Anstieg der mit dem Virus infizierten Atemwegserkrankten sorgt weltweit nicht nur für einenenormen Bedarf an Hilfsmitteln zum Schutz gegen eine Ansteckung, er löst auch eine sich rasant erhöhende Nachfrage nach medizinischen Produkten aus, die die Beatmung der COVID-19-Patienten sichern. Das erfährt gerade auch TRACOE medical aus Nieder-Olm (Rheinland-Pfalz), einer der führenden Hersteller und Vertreiber von Medizinprodukten und Hilfsmitteln für Patienten mit Luftröhrenschnitt (Tracheostomie), Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) und Beatmung (Respiratory Care). Das Familienunternehmen, dessen Philosophie „Made in Germany“ und dessen Anspruch „Qualität von Menschen für Menschen“ schon immer wesentliche Teile der Unternehmensstrategie waren, kann seine Abnehmer und Patienten in dieser in vielerlei Hinsicht unüberschaubaren Situation jedoch beruhigen: „Als systemrelevanter Lieferant und Hersteller von Beatmungshilfsmitteln sind wir uns unserer Verantwortung für die Patienten bewusst. Deshalb tun wir alles, was in unserer Macht steht, und reagieren mit einer Vielzahl von risikominimierenden Maßnahmen, um auch eine weiter steigende Nachfrage befriedigen zu können“, so Dr. Thomas Jurisch, Geschäftsführer TRACOE medical GmbH.

Die Situation in Italien zeigt es auf schreckliche Weise: Wenn die notwendigen Komponenten zur Beatmung von Patienten fehlen, sterben diese. „Weil die Zahl der Patienten bei einer weiterhin exponentiell ansteigenden Infektionsrate die Zahl der verfügbaren Beatmungsgeräte und Intensivbetten bald übersteigen würde, ist es essenziell, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen – das sollte mittlerweile jeder verstanden haben. Denn nur dann ist es möglich, die Patienten richtig zu versorgen“, sagt Dr. Jurisch. Der Geschäftsführer weiß, wovon er spricht, denn die Produkte, die TRACOE medical herstellt, sind für Menschen, die nicht mehr über die natürlichen Atemwege Luft bekommen, lebensnotwendig.

Signifikanter Mehrbedarf an der gesamten Produktrange
Dabei kommt der Großteil der TRACOE Produkte bei Patienten zum Einsatz, die voraussichtlich länger als zehn Tage invasiv beatmet werden müssen. Dr. Jurisch: „Menschen, die schnell und für eine kurze Zeit invasiv beatmet werden müssen, werden in der Regel intubiert. Das bedeutet, sie bekommen einen Schlauch (Tubus) über den Mund in die Luftröhre eingeführt, über welchen dann der Sauerstoff in die Lunge gelangt. Tracheostomiekanülen – unser Kernprodukt – kommen normalerweise dann zum Einsatz, wenn der Patient über einen längeren Zeitraum beatmet werden muss.“ Im Unterschied zur Intubation wird dafür ein Luftröhrenschnitt unterhalb des Kehlkopfes durchgeführt. In die kleine Öffnung, das Tracheostoma, wird dann die Kanüle eingesetzt, über die der Patient mit Luft und so mit dem lebenserhaltenden Sauerstoff versorgt wird. „Wir verzeichnen in jüngster Zeit einen signifikanten Mehrbedarf an unseren Produkten“, erklärt Dr. Jurisch. Besonders wichtig ist daher die Verfügbarkeit von OP-Sets, von Ersatzinnenkanülen und von Produkten zur Überwachungdes Cuffdrucks (SMART). „Der TRACOE smart Cuffmanager z. B. schützt Patienten nicht nur vor Aspirationen und Druckspitzen, indem er den Cuffdruck automatisch zwischen den erforderlichen 20 und 30 cm H2O hält, er ist im Zusammenhang mit Corona zusätzlich vorteilhaft, weil er die Überwachung des Cuffdrucks aus der Distanz ermöglicht und das Risiko einer Aerosolbildung durch zu geringen Cuffdruck reduziert. Wir gehen davon aus, dass dies Zeit spart und das Ansteckungsrisiko reduziert“, erklärt der Geschäftsführer.

Maßnahmen, um Lieferfähigkeit sicherzustellen
Die Corona-Krise erfordert von TRACOE demnach nicht nur interne Vorkehrungen zum Schutz vor Ansteckung der Mitarbeiter und der Verbreitung des Virus, sondern auch Maßnahmen, die die Herstellung und Lieferung der Produkte gewährleisten. Dr. Jurisch: „Für uns als Tracheostomiekanülenhersteller ist Hygiene, auch unabhängig von Corona, die Basis unserer Arbeit. Produkthygiene – von hygienischer Kleidung über Sterilitätsprüfungen bis hin zur Partikelmessung in unseren Reinräumen – wird bei TRACOE mit größter Sorgfalt und Regelmäßigkeit beachtet, untersucht und bewertet. Aber die Verwaltung haben natürlich auch wir weitgehend auf Home Office umgestellt“, so der Geschäftsführer: „Die Produktion stellen wir durch einen Zweischichtbetrieb sicher, sodass selbst im Fall einer Ansteckung eines Mitarbeiters und der erforderlichen Quarantäne der gesamten Gruppe die andere weiterproduzieren kann. Der Ausfall einer Gruppe wird sich zwar auf die Menge der hergestellten Produkte auswirken, es gibt jedoch seit Kurzem Verfügungen des  Gesundheitsministeriums, die es uns erleichtern, den Betrieb in solch einem Fall aufrechtzuerhalten.“ Diese Maßnahmen minimieren das Risiko, nicht mehr liefern zu können. Aber noch weitere strategische Unternehmensentscheidungen zahlen sich jetzt aus: „Dadurch, dass wir unsere hochqualitativen Medizinprodukte schon immer ‚made in Germany‘ hergestellt haben und uns weitgehend in der EU mit Komponenten versorgen, sind wir in der aktuellen Situation in der Lage, Krankenhäuser und andere Abnehmer in Deutschland, Europa und weltweit zuverlässig versorgen zu können“, so Dr. Jurisch, der aufgrund der Hamsterkäufe der TRACOE Produkte jedoch auch feststellt, dass die Kliniken und sonstigen Abnehmer ihre jeweiligen Bevorratungssysteme für künftige Krisen dieser Art umstrukturieren müssten. Der Geschäftsführer weiter: „Uns ist bewusst, dass Menschen sterben, wenn wir nicht liefern können. Deshalb unternimmt TRACOE alles Notwendige und Mögliche, um als systemrelevanter Medizintechnikhersteller stabil zu bleiben – und zwar mit ruhiger Hand und einem klaren Kopf.“